Wald

Neferet Rainar

'' Okay, bis dann! '', hoffentlich könnte ich mir merken, wo sich die Bar befand.
Naja, wird schon schief gehen. Ich schnappte mir meine Tasche und machte mich auf den Weg Richtung Stadt.
Schon bei dem Gedanken mich bald wieder in der lauten und nach Autoabgasen stinkenden Stadt zu befinden sank meine Laune ein gutes Stück und ich stieß einen langen Seufzer aus.
Nun ging ich extra noch langsamer, damit ich noch so lange wie möglich hier sein konnte.

Evelyna

Ich lief noch etwas durch den Wald, bis ich zu der Höhle kam, in der die Wölfe lebten. Es wunderte mich, dass sie noch nicht von den Menschen entdeckt wurden; aber andererseits waren sie intelligente Tiere und zogen weiter, falls es brenzlig wurde.
Ich trat durch das Dickicht und die kratzigen Büsche und kam auf einer kleinen Lichtung heraus. Es war schon etwas dunkel geworden und nur Dank meiner verstärkten Sinne konnte ich die Wölfe, die im Schatten der Höhle waren, sehen.
"Seid gegrüßt, Freunde.", wisperte ich. Ich konnte mich in einer eigenen Sprache gut mit ihnen verständigen, auch wenn sie 'nur' gewöhnliche Wölfe waren. Sie traten hervor und begrüßten mich mit einem leisen Heulen. Ich lächelte, dann wandte ich mich dem Mond zu und verwandelte mich.
Den halben Abend verbrachte ich damit, mit dem Rudel umherzustreunen. Es war ein wundervolles Gefühl von Freiheit, das ich sonst nirgendwo fand.

Neferet Rainar

Ich ging immer noch durch den Wald.
Das leise Zwitschern der Vögel war wie eine Symphonie der Natur, die niemals endete. Doch plötzlich hörte ich noch ein anderes Geräusch. Neugierig ging ich zu dem Gebüsch, hinter der sich der Verursacher zu befinden schien und erschrack.
Dort befanden sich Wölfe. Noch nie zuvor hatte ich in diesem Wald hier Wölfe gesehen. Erst wollte ich lieber umdrehen, doch der Anblick fesselte mich zu sehr und ich blieb doch stehen.

Evelyna

Wir waren gerade dabei, uns etwas auszuruhen. Wir lagen auf einer kleinen Lichtung, die vom Mondlicht durchflutet war. Auf einmal nahm ich einen mir bekannten Geruch wahr. Ein sehr bekannter Geruch. "Neferet..." Sie war ein paar Meter weiter, in einem Gebüsch. Die anderen schauten mich fragend an. "Keine Bedrohung., zischte ich. Neferet war wohl die letzte, die man als gefährlich ansehen konnte. Wäre sie ein Polizist gewesen, oder noch schlimmer, ein Jäger, wäre das etwas anderes gewesen. IN diesem Moment war ich froh, dass ich nur mit Wölfen umherstreunte. Normale Werwölfe hätten sie am Ende noch angegriffen. Wölfe waren dafür zu scheu.
Ich wandte mich genau ihr zu und blickte starr in ihre Richtung. Hoffentlich würde sie das verstehen und verschwinden. Ich sollte ihr morgen klar machen, dass es keine gute Idee war, in der Nacht im Wald umher zu streifen.

Neferet Rainar

Plötzlich schaute mich einer der Wölfe an.
Will er mich beißen? Springt er gleich auf mich zu?
Sicherheitshalber wandte ich mich ab und ging weiter meinen Weg entlang.
Ich wurde immer schneller und drehte mich andauernd um, um mich zu vergewissern, dass sie mich jetzt nicht jagten.
Oh man.. Von den ganzen Filmen in denen Leute sich im Wald verliefen und gefressen wurden, wurde ich wirklich paranoid.
Irgendwann erreichte ich dann das Ende des Waldes und somit auch die Stadt, in der ich zu meiner Wohnung hastete.

tbc; Neferet's Wohnung

Evelyna

Sie hatte mein Zeichen zum Glück verstanden und war verschwunden. Ich schnaufte durch. Ich verbrachte noch etwas Zeit mit den anderen Wölfen, aber ich musste langsam nach Hause. Etwas Schlaf brauchte ich schon noch, bevor ich zur Arbeit ging. Ich verabschiedete mich von ihnen und machte mich dann auf den Weg. Ich rannte durch den Wald, bis ich am Rande ankam. Bevor ich in das Licht der Haltestation der Straßenbahn trat, verwandelte ich mich zurück. Die Bahn fuhr nachts selterner, aber besser als gar nicht. Und als Wolf durch die Stadt streifen, war nicht die beste Idee. Nach zehn Minuten kam sie auch und ich gelangte dann schnell nach Hause.

tbc -> Evelynas Wohnung

Neferet Rainar

Im Wald ging ich wieder zur gleichen Stelle, an der ich gestern auch Evelyna getroffen hatte.
Dort setzte ich mich wieder hin und lehnte mich an den Baum.
Wann sie wohl kommen würde?
Bis dahin könnte ich ja noch ein paar Löcher in die Luft starren und vielleicht sogar noch etwas schlafen.
Mein Blick schweifte wieder durch die Landschaft, ehe ich dann einschlief..

Evelyna

cf -> Zigeunerviertel

Ich stieg aus der Straßenbahn und lief zum Wald hinüber. Hoffentlich musste sie nicht so lange warten. ich bahnte mir einen Weg querbeet durch den Wald, den Pfad ignorierte ich gekonnt. Es war später Nachmittag, die Sonne schien manchmal durch die großen Äste hindurch und hinterließ ein wunderschönes Schattenspiel. Nach kurzer Zeit entdeckte ich wieder Neferet, sie war an dem Ort, wo wir uns schon gestern getroffen hatten. Sie schlief seelenruhig an einem Baum gelehnt. Ich grinste und schlich mich vorsichtig an. Dann kniete ich mich genau vor sie hin und stupste sie solange an, bis sie aufwachte. "Neferet!", flüsterte ich immer wieder.

Neferet Rainar

Ich hörte immer wieder eine leise Stimme, die mich beim Namen nannte.
Immer noch verschlafen öffnete ich meine Augen.
'' Oh, Evelyna. ''
Ich setzte mich auf.
'' Tut mir leid, ich bin kurz eingeschlafen.'', sagte ich und lächelte sie an.
'' Bist du schon lange hier?''

Evelyna

Ich musste lachen. "Kein Problem. Bin noch nicht lange hier, aber du hast anscheinend einen festen Schlaf. Aber du bist wohl schon länger hier, oder?" Ich ließ mich neben sie auf den Waldboden plumpsen. Er war zum Glück nicht feucht, das Laub machte es sogar regelrecht bequem auf der sonst so harten Erde. Ich lehnte mich an einen Baum und genoss für einen Moment den Wind, der sanft um mich herum streifte. "Hast du eignetlich irgendeine Ausbildung gemacht oder machst du das in der Schneiderei nur übergangsweise?", fragte ich sie dann.

Neferet Rainar

'' Ja, ich bin schon etwas hier.'', sagte ich schmuzelnd.
'' Ich mache das nur Übergangsweise. '', erklärte ich dann.
'' Eigentlich hätte ich lieber etwas anderes gemacht, aber eine Bekannte hat mir den Job angeboten und naja....
Besser als nichts! '', nun lehnte ich mich wieder zurück.
'' Aber vielleicht schaffe ich es ja irgendwann mal mir einen neuen Job zu suchen. ~ ''

Evelyna

Ich lächelte. "Bestimmt schaffst du das!" Sie war ein kluges Mädchen, ich bezweifelte nicht, dass sie das nicht schaffen würde. Sie erinnerte mich ein bisschen an ein Mädchen aus einem der vielen Pflegeheimen, in denen ich war. Sie war total lieb aber ein bisschen naiv gewesen. Und etwas schüchtern. Ich hatte sie, nachdem sie adoptierte wurde, nie wieder gesehen. "Bist du eigentlich hier aufgewachsen?", fragte ich sie. Sie kam so rüber, als wäre sie gut behütet aufgewachsen. Aber der Schein konnte auch trügen.

Neferet Rainar

'' Naja, ich bin erst hier her gekommen als ich 5 war..
Meine Eltern sind bei einem Unfall gestorben und dann sollte ich zu meiner Tante.. '', erklärte ich. Früher fiel es mir schwer darüber zu reden, aber mittlerweile nicht mehr.
Es ist passiert und nur dadurch, dass ich versuche nicht dadran zu denken würde sich ja auch nichts mehr ändern.

Evelyna

"Oh, das tut mir leid.", sagte ich leise. Sie war also eine Waise, so wie ich. Der Unterschied war bloß, dass sie noch Verwandte hatte. Ich hatte niemanden. In manchen Momenten, wenn ich so darüber nachdachte, fühlte ich mich richtig einsam. Ich war froh, dass es hier Wölfe gab, sonst wüsste ich nicht, was ich machen sollte. und ich hatte ja jetzt Neferet.

Neferet Rainar

'' Ist ja nicht so schlimm.
Was passiert ist ist passiert und es hat alles sicherlich einen Grund. '', sagte ich bestimmt.
Alles hatte einen Grund, da war ich mit ganz sicher.
Es gab keinen Zufall oder ähnliches, es gab nur Schicksal. Und dieses traf seine Entscheidungen aus gutem Grund.

Evelyna

Ich musste traurig lächeln. "Da hast du wohl Recht. Die ganze Zeit nur Trauer gegenüber der Vergangenheit zu schieben ist ja auch nicht das wahre. Ich bin auch eine Waise, ich weiß, wie das ist.", erwiderte ich. Nur, dass ich nicht nur Trauer verspürt hatte. Sondern auch Wut. Und ich hatte brutale Rache genommen; was ich bis heute nicht bereute. Normalerweise war ich nicht so der Mensch, der Menschen einfach abschlachtete - aber sie hatten meine Mutter ermordet. Das war Grund genug gewesen.

Neferet Rainar

'' Dann teilen wir wohl das gleiche Schicksal. '', sagte ich mit einem traurigen Lächeln.
'' Bist du auch in eine Pflegefamilie gekommen? '', fragte ich sie dann vorsichtig.
Wenn sie nicht wollte musste sie auch nicht über dieses Thema reden.
Ich was nur so froh jemanden gefunden zu haben, dem es genauso wie mir geht.
Denn so jemanden fand man selten.

Evelyna

Ich seufzte. "Nein, nie so wirklich. Ich bin immer von Heim zu Heim gekommen, ich wurde aber nie adoptiert. Kamst du in eine Pflegefamilie?"
Es war wohl daran gelegen, dass ich immer anders und komisch war. Alle fanden mich merkwürdig, auch die Familien, die adoptieren wollten. So blieb ich immer im Heim.
Nachdenklich betrachtete ich den Himmel, der zwischen den Ästen hervorlugte. Es waren kaum Wolken da, was mich irgendwie befriedigte.

Neferet Rainar

'' Ja, aber nicht lange.
Ich habe es dort einfach nicht ausgehalten. Die anderen Kinder in der Pflegefamilie waren nervig, laut und frech. '', erklärte ich.
So lange war es eigentlich nicht her, dass ich da war.
Und trotzdem war diese Familie nur noch eine ferne Erinnerung.

Evelyna

"Ja, manche waren echt nervig, andere aber wiederum total ruhig und lieb. Kommt wohl auf ihre Vergangenheit an."
Auf einmal musste ich daran denken, wie unfair es von mir gegenüber Neferet war, dass ich so viel Zeit mit ihr verbrachte und mich mit ihr anfreundete. Wenn ich hier verschwinden würde, würde sie nur traurig werden. Mit Nicki und Veck hatte ich mich zwar ganz gut verstanden, aber nie so eine Beziehung aufgebaut wie zu Neferet. Sie war wohl auch diejenige, die ich am meisten vermissen würde. Panik kam in mir auf, ich sollte von hier verschwinden. Besser ich sah sie nie wieder. Ich stand mit zusammengepressten Lippen auf. "ich muss gehen, sorry."

Neferet Rainar

'' Ja...'', stimmte ich ihr zu.
'' Och schade, wo gehst du denn hin?'', fragte ich sie dann enttäuscht als sie gehen wollte.
Ich hatte gehofft mich noch etwas länger mit ihr unterhalten zu können, aber wenn sie jetzt einen wichtigen Termin hatte könnten wir es ja auch auf ein anderes mal verschieben.

Evelyna

"Ich... ich muss noch was erledigen. Verdammt, einmal brauchte ich eine gute Aussrede, dann fiel mir nichts ein. Fast schon verzweifelt tapte ich von einem Fuß auf den anderen. "Ich weiß nicht, wann wir uns wiedersehen. Ich glaube,... ich habe einen Fehler gemacht, Neferet. Einen großen. Es ist besser, wenn ich jetzt gehe." Es war ein Fehler gewesen, sich mit ihr zu unterhalten, sich mit ihr zu treffen, sich mit ihr anzufreunden. All die jahre hatte ich durchgehalten und jetzt war ich schwach geworden. Sie war ein liebes Mädchen und es tat mir weh sie zu verletzten. Mit Tränen in den Augen wandte ich mich zum gehen.

Neferet Rainar

'' E-Einen Fehler? Ich verstehe nicht... '', sagte ich und stand ebenfalls auf.
'' Sag mir bitte was für einen Fehler. Ist es meine Schuld? '', vielleicht mochte sie mich ja gar nicht und war nur aus Höflichkeit so nett zu mir oder sonst was.
Das konnte ich mir gut vorstellen, wer wollte schließlich mit so jemandem wie mir befreundet sein?

Evelyna

'Oh super, Evelyna, jetzt gibt sie sich die Schuld. Hast du toll gemacht.', dachte ich mir und war kurz davor meinen Kopf gegen den nächsten baum zu donnern. Würde aber auch nichts bringen. "Nein, es ist meine Schuld... ich hab alles falsch gemacht..", schimpfte ich mit mir selber. Ich musste hier weg. Sofort. "Ich.. muss gehen. Tschüss.." Ich drehte mich um und lief davon. Ich rannte schon fast. Als sie außer Reich- und Sichtweite war, verwandelte ich mich und lief in doppelt schnellen Tempo davon.

Neferet Rainar

Traurig schaute ich ihr hinterher.
Sie war so schnell weg. Was meinte sie als sie sagte, dass sie alles falsch gemacht hat?
Kurz spielte ich mit dem Gedanken ihr zu folgen, ließ es dann aber doch sein.
Vielleicht wollte sie ja alleine sein, ich würde so oder so nur stören.
Vielleicht würde sie ja gleich noch einmal wiederkommen.