Wald

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Neferet Rainar

Nachdem ich meine Arbeit in der Schneiderei beendet hatte beschloss ich in den Wald zu gehen.
Dort war es immer ruhig und friedlich und niemand kam um mich zu stören. Im Wald setzte ich mich ins Gras und lehnte mich gegen einen Baum, welcher hinter mir stand. Dies war mein Lieblingsplatz, vor dem leise plätscherndem Fluss.
Etwas weiter weg von mir stand ein Baum auf dem ich einen Vogel eine leise Melodie zwitschern hörte. Es war einfach idyllisch hier. Schnell holte ich meinen Zeichenblock und den Bleistift aus meiner Tasche und versuchte die Umgebung abzuzeichnen. Doch das wollte mir einfach nicht gelingen. Irgendwann gab ich auf, legte den Zeichenblock neben mich und schloss meine Augen.

Evelyna

Ich stieg an der Haltestelle beim Wald aus. Ich war die einzige, was mich nicht sonderlich wunderte. In diesen Teil des Waldes traf ich nie irgendwelche Spaziergänger. Der Pfad in den Wald war uneben und von Wurzeln und Zweigen überwuchert, ich stapfte trotzdem einfach hindurch. Die untergehende Sonne schien zwischen die Stämme hindurch und ich entdeckte den Halbmond durch die Wipfel der Bäume. Ich musste eine Lösung für mein Problem finden und ich suchte es nach meinem Instinkt in diesen Wald, ich wusste aber selber nicht, warum.
Auf einmal nahm ich etwas wahr... eine Präsenz. Von einem Menschen? War hier etwa jemand anderes? Würde mich doch sehr wundern. Langsam näherte ich mich dem Ort, an dem dieses Gefühl stärker wurde.

Neferet Rainar

Als ich ein Geräusch hörte riss ich erschrocken die Augen auf und setzte mich auf.
Zunächst sah ich niemanden. Hatte ich mir das alles nur eingebildet, oder war ich doch nicht alleine in diesem Wald?
Nun stand ich ganz auf. '' I-Ist da jemand?'', fragte ich mit leicht zittriger Stimme.
Irgendwie hoffte ich eine Antwort zu kriegen, damit ich wusste, dass die Person, die vielleicht da war, nicht versuchte sich vor mir zu verstecken und mich dann plötzlich zu überfallen.

Evelyna

Als ich eine etwas ängstliche Stimme wahrnahm, musste ich lächeln. Also keine Bedrohung. Ich stieg aus dem Dickicht heraus und entdeckte ein Mädchen, vielleicht in meinem Alter. "Brauchst keine Angst haben", begrüßte ich sie. "Du hast wohl auch nicht erwartet, hier jemanden zu treffen?", fragte ich dann. Sie schien nett zu sein. Ihre rosafarbenen Haare schimmerten im schwachen Sonnenlicht.

Neferet Rainar

Ich seufzte erleichtert auf, als ich das Mädchen sah. Doch kein Dieb oder Mörder, oder was weiß ich was..
'' Ja, sonst ist hier niemand anderes, deswegen habe ich mich auch so erschreckt. '', sagte ich mit einem Lächeln zu ihr.
Ich musterte sie kurz.
'' Dieser Ort ist einfach wundervoll. Hier kann man all seine Sorgen vergessen und einfach nur das Jetzt genießen ohne an das zu denken was passiert oder passiert ist. '', fügte ich dann noch hinzu.
'' Kommst du auch öfters hier her?''

Evelyna

Ich musste lächeln. Sie sprach mir aus der Seele. "Ja, in letzter Zeit jeden Abend. Zum nachdenken hauptsächlich. Es ist hier kaum jemand, das macht es ideal." Ich näherte mich dem Mädchen und ließ mich vor ihr nieder. Der Boden war weich und etwas feucht vom Laub, es machte mir aber weiter nichts aus. "Wie heißt du?", fragte ich sie dann. Sie war mir sympathisch.

Neferet Rainar

'' Ich heiße Neferet... Neferet Rainar. '', stellte ich mich vor.
'' Und wie heißt du wenn ich fragen darf? ''
Nun setzte ich mich auch wieder hin. Sie schien nett zu sein, nicht so versnobt und arrogant wie die meisten Bewohner der Stadt, die nur auf das Äußere achteten.

Evelyna

"Ich bin Evelyna.", stellte ich mich vor. Nachnamen brauchte ich icht nennen, im Grunde genommen hatte ich auch keinen. Und einen meiner Pflegefamilien zu sagen, wäre auch realtiv sinnlos gewesen. "Und wo kommst du her?"

Neferet Rainar

'' Ich komme aus der Stadt und du? ''
Ich zupfte etwas unsicher an meinem Kleid herum.
Normalerweise redete ich nicht mit Leuten, die ich nicht kannte. Naja, allgemein redete ich wenig mit anderen Leuten.

Evelyna

Ich grinste. "Ich auch. Ich habe aber eine Wohnung etwas außerhalb in einem Mehrfamilienhaus. Ist gleich hier in der Nähe, zehn Minuten mit der Straßenbahn." Ich hatte bewusst die Nähe des Waldes für meine Wohnung gewählt. Wenn mir noch nachts die Decke auf den Kopf fiel, konnte ich schnell in den Wald gelangen. Er war für mich wie ein zweites Zuhause.
Mein Blick fiel auf einen Block, der aus ihrer Tasche hervorlugte. "Zeichnest oder schreibst du?", fragte ich sie mit einen Deut auf ihre Tasche. Hoffentlich war ich ihr nicht zu neugierig, aber sie hatte mein Interesse geweckt.

Neferet Rainar

'' Also ich zeichne... Naja ich versuche zu zeichnen, aber irgendwie habe ich kein Talent dafür. '', erklärte ich lächelnd.
Wie wahr, ich sollte lieber beim Kochen und Backen bleiben.
'' Machst du auch so etwas in der Art? Also zeichnen oder so? '', vielleicht könnte sie mir ja etwas beibringen.
Vorausgesetzt natürlich, dass sie zeichnete. Etwas weiter weg hörte ich einen Vogel zwitschern. So einen Ruf hatte ich noch nie gehört. Interessiert schaute ich in die Richtung, aus der das Zwitschern kam und versuchte in einem der Bäume den Vogel zu erkennen.

Evelyna

Ich schüttelte den Kopf. " Naja, ich bin eher mittelmäßig. Ich habe mich mal etwas länger damit intensiv beschäftigt, aber meine Stärke ist es nicht wirklich. Das einzige, was ich hinbekomme, sind Gegenstände oder Dinge aus der Natur. Aber das auch nur in einer Bleistiftzeichnung.", erklärte ich. Ich hatte ein paar Zeichnungen von diesem Wald hier in meinem Zimmer hängen, auf die ich stolz war, sie waren mir ganz gut gelungen. "Aber Menschen sind gaanz schlecht.", lachte ich, " die schauen bei mir eher aus wie verkrüppelte Gnome."
Interessiert schaute ich sie an. "Darf ich sie mir trotzdem anschauen? Natürlich nur, wenn es für dich in Ordnung ist."

Neferet Rainar

'' E-Ehm klar kannst du dir die Zeichnungen angucken. '', ich wandte meinen Blick von den Bäumen ab und zog meinen Zeichenblock aus der Tasche und gab ihn Evelyna.
'' Huff... Ich kann keine Menschen zeichnen, keine Bäume, noch nicht einmal Blumen oder Steine krieg ich hin. '', erklärte ich.
'' Aber jeder hat halt andere Stärken. '', fügte ich dann hinzu und schielte wieder zu der Richtung aus der das Gezwitscher kam und dachte instinktiv an Smile, der jetzt schon ziemlich lange alleine zu Hause war und sicher schon wieder meine Tapete attackierte, weil er dachte die kleinen Marienkäfer, die dadrauf abgebildet waren seien echt.

Evelyna

"Cool, danke." ich nahm die Papiere entgegen und betrachtete sie. Eigentlich waren sie nicht mal schlecht gezeichnet. Ich konnte ihre Leidenschaft für diesen Ort hier in ihrer Zeichnung sehen. "Das schaut echt gut aus. Es fehlt da nur ein bisschen an Formenrichtigkeit. Aber ich finde, dass du das schön machst." Lächelnd reichte ich ihr ihren Block zurück.
Ich folgte ihrem Blick. Wenn ich richtig lag, beobachtete sie einen kleinen Vogel. Ich runzelte leicht die Stirn. "Erinnert dich der Vogel an etwas?", fragte ich sie.

Neferet Rainar

'' Wirklich? Ich finde die Zeichnungen sind.... Nun ja, der totale Schrott. ''. sagte ich grinsend und nahm den Block wieder entgegen.
Als sie mich dann auf den Vogel ansprach nickte ich verlegen.
'' Ja. ich habe selber einen Vogel zu Hause und ich befürchte, dass er gerade die Wohnung auseinander nimmt....
Hast du auch Haustiere?'', fragte ich sie dann und hoffte, ich sei nicht zu aufdringlich.

Evelyna

Ich musste lachen. "Also Schrott sind sie sicher nicht. Im Grunde genommen kann man alles als Kunst ansehen.", sagte ich grinsend. Die Menschen waren in dieser Sache wirklich merkwürdig. Da klatscht einer ein Stück Butter an die Wand und nennt es dann "Kunst". Aber gut, das musste ich nicht verstehen.
"Oh, einen Vogel? Das ist cool. Wie heißt er?" Moment, hatte ich Haustiere? Naja, die drei Wölfe, die hier rumstreunten und mit denen ich öfters unterwegs war, konnte man schlecht als Haustiere bezeichnen. Sie waren eher Gefährten. Freunde. "Nein, eigentlich nicht.", antwortete ich ihr deshalb.

Neferet Rainar

Ich musste nun auch lachen.
Wie wahr, wenn ein Kleinkind ein bisschen Farbe auf ein schwarzes Stück Pappe klatschte war es ja auch schon Kunst.
'' Er heißt Smile. '', beantwortete ich immer noch grinsend ihre Frage.
'' Du würdest mit Haustieren sicher super zurecht kommen.'', sagte ich dann, als sie erklärte sie habe keine.
Aber vielleicht hatte sie ja eine Tierhaarallergie oder so und deshalb keine Haustiere. Wer weiß? Ich kannte sie ja erst seid gerade eben.

Evelyna

"Och, wie süß. Das ist ein niedlicher Name., sagte ich lächelnd. Der name passte irgendwie zu ihr, es war offentsichtlich, dass sie ihn so benannt hatte. Ich verkniff mir das Lachen auf ihre letzte Aussage. Dass ich gut mit Tieren umgehen konnte, bezweifelte ich nicht. Ok, nicht mit allen. Katzen konnten mich nicht leiden, das lag aber nur daran, dass ich halb Wolf war und somit mit dem Hund verwandt war. Die witterten das irgendwie. "Danke. Ich mag Tiere auch echt gern, aber ich habe nicht so viel Zeit, um mich um eines zu kümmern. Was wohl auch der Wahrheit entsprach.

Neferet Rainar

'' Das mit dem Zeitmangel kenn ich gut... Es ist nicht immer leicht Arbeit, Haushalt und Freizeitbeschäftigungen unter einen Hut zu kriegen.. '', seufzte ich.
Ich hatte eine Zeit lang wirklich viele Hobbys, aber mit der Zeit musste ich immer mehr davon niederlegen, damit ich es mit der Arbeit schaffte.
Nun machte ich privat eigentlich gar nichts mehr, außer natürlich immer im Wald herumzudösen, wofür ich auch nicht täglich Zeit hatte.

Evelyna

"Wie wahr. Vor allem mit der Arbeit, da fällt ziemlich viel Freizeit weg.. Gedankenverloren blickte ich vor mich hin. Mein Chef ließ mich oft und lange arbeiten. Das lag aber auch nur daran, dass er kein Geld hatte, um sich eine dritte Kellnerin zu leisten. Die Kundschaft war außerdem nicht immer seriös, da ging öfters ma etwas kaputt. "Arbeitest du auch schon?", fragte ich sie dann. In dieser Welt ging Schule ziemlich lang, wie mir aufgefallen war. Ich hatte nicht viel Wert darauf gelegt und die Realschule nach der 9.Klasse abgebrochen. Immerhin hatte ich es so lange ausgehalten. Aber dieses Lernen auf eine Abschlussprüfung war mir dann schlicht und weg einfach zu blöd gewesen.

Neferet Rainar

Ich nickte.
'' Ja ich habe einen Job in einer Schneiderei von einer Bekannten. Zwar verdiene ich dort nicht allzu viel Geld, aber es ist genug zum Leben. '', sagte ich lächelnd.
'' Und eigentlich muss ich da auch nur hauptsächlich irgendwelche Sachen durch die Gegend schleppen.'', fügte ich dann noch hinzu. '' Und wo arbeitest du wenn ich fragen darf? '', ich könnte es verstehen, wenn sie mir ihren Beruf nicht nennen will.
Es gibt ja ziemlich.. Spezielle Jobs.

Evelyna

"Ich arbeite in einer Bar. Genauer gesagt bediene ich da. 'Black Gold', wenn die dir was sagt. Sie ist in der Innenstadt, abends sind da ein paar... unbequeme Typen, aber nachmittags ist es ganz nett da." Nun gut, unbequem ist noch nett ausgedrückt, die pöbelten dann regelmäßig herum und baggerten jede Art von Frau an. Ich war froh, dass mein Chef jeden Abend da war.
Mein Blick fiel auf die Sonne, sie war nun fast untergegangen. Ich seufzte. Der Mond war auch schon aufgegangen. "Du, ich müsste dann weiter. Hab noch was zu erledigen. Wenn du willst, kannst du gerne morgen nachmittag bei mir auf der Arbeit vorbeischauen. Würde mich freuen. Wenn nicht, können wir uns auch hier wieder treffen. Also nur wenn du willst. Das Mädchen war mir äußerst sympathisch, aber andererseits ... sollte ich mich nicht mit jemanden anfreunden. Ich verschwand hier doch eh bald. Egal, zu spät.

Neferet Rainar

'' Black Gold...'', grübelte ich laut.
'' Ich glaube das habe ich schon mal irgendwo gehört, aber selber war ich noch nie da...'', in einer Bar zu arbeiten war sicher auch aufregend, man lernte dort bestimmt viele interessante Menschen kennen, aber halt auch nicht so nette...
'' Klar, ich würde dich gerne mal bei der Arbeit besuchen. '', sagte ich fröhlich.
Ich müsste wohl auch bald nach Hause, es schien schon ziemlich spät.

Evelyna

Ich freute mich. "Das 'Black Gold ist in der Innenstadt, auf der rechten Seite vom großen Brunnen, in einer kleinen Gasse. Es hängt aber ein großes Schild davor, du müsstest es eigentlich nicht verfehlen können. Super, dann sehen wir uns morgen! " Ich richtete mich auf und klopfte den Dreck von meiner Hose. Ich lächelte sie noch einmal an, dann machte ich mich auf den Weg. "Ciao!", rief ich noch und verschwand dann zwischen den Bäumen. In mir kribbelte alles, ich wollte mich unbedingt verwandeln. Aber jetzt erstmal die anderen Wölfe finden.